Lutherrose

Betreff:                  Newsletter vom 2006-11-27

Absender:             "Botschaft des Staates Israel- Berlin" <newsletter@berlin.mfa.gov.il>

Empfänger:           <ha.dew@t-online.de>

Datum:                  27. Nov 2006  15:46

 Montag, 27. November 2006

 _ Botschaft des Staates Israel.

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(6)   Rabbiner YuvaI Shalo: „Wieder schweigt die Welt - und wir auch"

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(6) Rabbiner Yuval Shalo: "Wieder schweigt die Welt - und wir auch"

Mit unserem Schweigen gegenüber dem Massaker in Darfur verlieren wir das moralische Recht, im Namen des Holocaust gegen die Gleichgültigkeit der Menschheit zu protestieren.

Es fällt schwer, an irgendetwas anderes zu denken, in einer Zeit, in der sich bei uns alles um die Raketenangriffe auf Sderot und Ashqelon dreht. Nun zeigt sich wieder, dass derjenige, der vor der Verantwortung flieht, auch derjenige ist, der den Preis dafür zahlen muss, wer Problemen aus dem Weg geht und sich eine moralisch verwerfliche Position aneignet, wird später gezwungen sein, sie moralisch verdorben abzulegen, wer vor dem Marginalen die Augen verschließt, wird es ins Zentrum setzen. Von allen innenpolitischen Themen, die wirklich dringend sind, sind Leben und Wohlergehen der Menschen im Süden am dringendsten, und die israelische Regierung ist endlich gezwungen, sich mit Mut und Aufrichtigkeit der schweren Realität zu stellen. Und trotzdem kann man nicht die Augen vor dem verschließen, was um uns herum geschieht. Hauptsächlich anlässlich der Tatsache, dass wir sehr gut wissen, was Holocaust bedeutet.

Im sudanischen Darfur läuft ein Holocaust ab. Die Wahrheit ist, dass ich nicht weiß, wo Darfur liegt, ich bin mir auch nicht sicher, wer wen tötet, ich verstehe die gesamte interne Politik in Afrika nicht und ich habe keine Ahnung, wer das Massaker aufhalten kann. Alles, was ich weiß, ist, dass eine Nation, die im Holocaust unter dem Schweigen der Welt und ihrer Gleichgültigkeit gelitten hat so etwas einem anderen nicht antun kann. Dieser Grundsatz ist ein Basisgrundsatz der jüdischen Religion. Die Tora befiehlt gebührendes Verhalten gegenüber Fremden ("ha-ger ha-gar betochenu") und dem Gastarbeiter, der hier seinen Lebensunterhalt verdient, denn wir waren solche im Land Ägypten und haben selbst die Erniedrigung erlebt, die dem schlechten Status anhaftet.

Zwar gibt es nicht viele Menschen in Darfur, die einen Nobelpreis erhalten haben. Uns verbinden keine Blutsbande mit ihnen und sie tragen ihrerseits nicht viel zur Kultur und der Wirtschaft in der Welt bei. Zwar sind sie keine großen Israel-Freunde (auch wenn wohl davon auszugehen ist, dass sie nicht mal wissen, dass Israel existiert) und sind kein altes Volk. Doch alle Gründe der Welt halten einer einzigen Tatsache nicht Stand: ein Schächter schächtet - und die Welt schweigt - wieder.

Mit einem Aufruf an die Welt macht man nicht nur einen anderen verantwortlich; es ist auch die Entscheidung, dass dies eine Angelegenheit ist, die auf der Tagesordnung steht, und dass wir bereit sind, ein aktiver Teil zu sein. Ein Aufruf an die Welt, aufzuwachen, ist zu allererst ein Aufruf an uns selbst, ein Aufruf des Klägers an sich selbst zu moralischem Verhalten, sich selbst so zu verhalten, wie er es von anderen einfordert und der einem der Grundsätze der Moral treu ist: Gegenseitigkeit. Solange wir schweigen, verlieren wir die moralische Fähigkeit im Namen des Holocaust gegen die Gleichgültigkeit der Menschheit zu protestieren.

Bei einer diesbezüglichen Demonstration von Studenten diese Woche in Jerusalem war eine weitere moralische Stimme zu der Angelegenheit zu hören, die soweit es uns angeht am Rande der Nachrichten stand, aber in Wahrheit ein Holocaust an mehr als zwei Millionen Menschen ist, die massakriert und ermordet werden, ohne dass jemand hinsieht oder darauf achtet. Wir haben eine verrückte Tagesordnung. Die Menge der Probleme, mit denen wir konfrontiert sind, ist unendlich. Das Letzte, das wir brauchen, ist noch eine internationale Sache, zu der wir keine wirkliche Beziehung haben. Aber der Schlächter schlachtet - und die Welt schweigt - wieder einmal.

Der Autor ist Direktor der Hesder-Tora-Hochschule in Petach Tikva. Hesder-Tora-Schüler gehen sechs Monate im Jahr zur Armee, und sechs Monate lernen sie in der Yeshiwa.

(Y netnews.co.il, 23.11.06)

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