Konrad Adenauer In den Jahren von 1862 bis 1963 hat die Deutsche Geschichte zwei Staatsmänner hervorgebracht, die in seiner Geschichte herausragen. 1862 übernimmt Otto von Bismarck das Amt des preußischen Ministerpräsidenten, und 1963 endet die vierzehnjährige Amtszeit Konrad Adenauers dem ersten Bundeskanzler, der nach dem Zweiten Weltkrieg gegründeten Bundesrepublik Deutschland. Otto von Bismarck war streng protestantisch unter dem Einfluss der pietistischen Kreise, denen seine Frau Johanna von Puttkamer entstammte. Konrad Adenauer war streng katholisch in der Familie und in den Familien seiner beiden Frauen. Konrad Adenauer heiratete ein zweites Mal, nachdem seine erste Frau verstorben war. Beide, Bismarck und Adenauer hielten etwas auf Kirche und Glauben, und beide haben dem Land, das seit der Reformation konfessionell gespalten war, einen staatsmännischen Dienst erwiesen. Ein Fingerzeig der Geschichte. Beide liebten es nicht, umjubelt zu werden. Bismarck hat dazu geäußert: „Wenn ich von allen Seiten gelobt werde, dann beginne ich darüber nachzudenken, wo ich einen Fehler gemacht habe.“ Adenauer winkte gelassen ab, übersteigerte Emotionsausbrüche befremdeten ihn eher. Beiden ist letztlich die Anerkennung ihrer Lebensleistung versagt geblieben. Beide hatten einen Partner oder Widerpart in der Politik, Bismarck den Kaiser, Adenauer seinen Wirtschaftsminister Ludwig Erhard(1897- 1977). Es war keine Freundschaft in beiden Paaren, es war eher ein spannungsgeladenes Kraftfeld. Beide Gegensatzpaare bedingen und ergänzen sich einander. Bismarcks Politik ohne den Kaiser, Adenauers Politik ohne den Protestanten Ludwig Erhard, das ist undenkbar. Adenauers außenpolitische Erfolge ohne Ludwig Erhards innenpolitische Erfolge oder umgekehrt, das hätte nicht gelingen können. Adenauer war 1906 der katholischen Zentrumspartei beigetreten und hatte in ihr seinen Weg gemacht. 1917- bis 1933 war er Oberbürgermeister des Stadt Köln und noch einmal kurz 1945 und zudem von 1920 bis 1933 Präsident des Preußischen Staatsrates.
1933 wurde er aller seiner Ämter enthoben und aus der Stadt Köln verbannt und während der NS-Herrschaft zweimal inhaftiert. Die Mönche des Klosters Maria Laach hielten ihn versteckt, um ihn so dem Zugriff der Gestapo zu entziehen. Adenauers Ehefrau wurde von der Gestapo in Haft genommen und durch eine Sonderbehandlung dahin gebracht, das Versteck ihres Mannes zu verraten. Sie hat dieses Erlebnis
physisch und psychisch nicht verkraftet und verstarb 1948. Adenauer wurde der Mitbegründer der CDU, die sich ein überkonfessionelles Programm gab. Protestanten und Katholiken in einer Partei, das wäre wenige Jahrzehnte zuvor noch undenkbar gewesen.
1949 wurde Konrad Adenauer vom neu gewählten Bundestag zum Bundeskanzler gewählt. Vorher hatte er als Präsident des Parlamentarischen Rates an der Ausarbeitung des Grundgesetzes mitgewirkt. Es begann die Geschichte der Bundesrepublik Deutschland als eine Erfolgsgeschichte. 1945 waren ganze Stadtteile aller deutschen Großstädte nur eine Schutthalde. Bis 1969 vollzog sich der Wiederaufbau des völlig zerstörten Landes ohne Staatsverschuldung. 1955 wurde Deutschland Mitglied der Nato. Konsequent wurde die Einbindung Deutschlands in den Westen betrieben: Die Westintegration. Es ist daraus der Vorwurf erwachsen, Deutschlands Wiedervereinigung sei durch diese Politik verhindert worden. Häufig ist dazu hingewiesen worden auf die Stalinnote vom März 1952, in welcher die Wiedervereinigung auf der Grundlage einer deutschen Neutralität angeboten worden ist. Adenauer konnte auf dieses Angebot gar nicht eingehen, er war gar nicht kompetent dafür, denn Deutschland stand noch unter alliierter Militärverwaltung. Sir Winston Churchill hat über Adenauer geurteilt, er sei der größte deutsche Staatsmann seid Bismarck gewesen. Wenn keiner berechtigt gewesen wäre, ein solches Urteil zu fällen. Winston Churchill war dazu berechtigt. |