Lutherrose
Wirkungsgeschichte

Wirkungsgeschichte

Zahlreiche Veröffentlichungen mit der Tendenz wie sie oben aufgezeigt ist, sind ergangen an diplomatische Vertretungen, politische Persönlichkeiten, Parteien ,Publizisten und Presseorgane. Es sind darauf auch Reaktionen erfolgt. Persönliche Schreiben, in denen Interesse und Zustimmung zum Ausdruck gebracht wurde, sind dazu übermittelt worden von Bundespräsident a. D. Richard von Weizsäcker, Klaus Kinkel in seiner Eigenschaft als Bundesvorsitzender der FDP, Guido Westerwelle, dem jüngst verstorbenen Herausgeber des „Spiegel“, Rudolf Augstein, Bundeskanzler a. D. Helmut Kohl, dem vor einiger Zeit verstorbenen Präsidenten des Zentralrates der Juden in Deutschland, Ignaz Bubis und Oscar Lafontaine. Eine Anzahl von Antwortschreiben sind auch im Auftrag ergangen. Mit der Israelischen Botschaft hat ein lang andauernder umfangreicher Schriftwechsel stattgefunden. Mit dem Herausgeber der BILD- Zeitung,  Kai Diekmann, ist im Juni 2007 ein Schriftwechsel erfolgt. Im März 2003 hat sich ein Schriftwechsel mit dem Senator für Bildung und Wissenschaft der Freien und Hansestadt Hamburg, Jörg Dräger, ergeben. Im März 1985 hat der SPIEGEL- Redakteur, Rainer Weber, zur Veröffentlichung eines Schreibens an die Israelische Botschaft Stellung genommen.

In welcher Weise die angesprochenen Veröffentlichungen erfolgt sind, soll exemplarisch an zwei Stellungnahmen aufgezeigt werden. Einmal an einem Schreiben an Rudolf Augstein und an einem weiteren Schreiben an den CDU- Politiker Volker Rühe.

An Rudolf Augstein ist mit Datum vom 13. Juli 1991 ein Schreiben folgenden Inhalts ergangen:

Heinz Drews Hamburg, den 13. Juli 1991

Postfach 605475

2000 Hamburg 60

Herrn

Rudolf Augstein

Brandstwiete 19

2000 Hamburg 11

Sehr geehrter Herr Augstein!

Erlauben Sie mir bitte Ihnen gegenüber noch einmal eine grundsätzliche Stellungnahme abzugeben.

In Zusammenhang damit habe ich ein Schreiben an die Redaktion vom 24. November 1990 beigefügt sowie ein Schreiben an die Österreichische Botschaft vom 21. März 1991 mit Antwortschreiben vom 26. März 1991.

In der SPIEGEL -Ausgabe vom 31. Dezember 1990 erschien ein Beitrag von Ihnen unter dem Titel: „ Saddams Gesicht“. Darin haben Sie einen Vergleich gezogen zwischen der Annexion Schlesiens durch Friedrich II. und der Besetzung  Kuwaits durch Saddam Hussein.

Es gibt Interpreten der Geschichte, die lassen die ganze Weltgeschichte kreisen um die Annexion Schlesiens durch Friedrich II. und vergessen dabei ganz geflissentlich,
wie im vergleichbaren Zeitraum andere europäische Großmächte sich ganze Erdteile unterjocht, ganze Kulturen und Völkerschaften ausgerottet und die Sklaverei betrieben haben.

Die Bestialitäten der KZ- Transporte des 20. Jahrhunderts wurden durch die Sklaventransporte von Afrika nach Amerika und dem Abtransport der Indianer in die Reservate vorweggenommen. Die hier in wenigen Sätzen skizzierte Politik hat ja dann auch den Nazis, den Worten Albert Speers zufolge, als Vorbild gedient. Nebenbei bemerkt: Durch Friedrich II. wurde der Sklavenhandel auf preußischen Schiffen verboten einhundert Jahre vor dem Amerikanischen Bürgerkrieg, wo es im wesentlichen um die Abschaffung der Sklaverei ging.

Frage: Warum wird der Westen mit all seinem geschichtlichen Hintergrund in unserem Lande so kritiklos glorifiziert? Antwort: Es handelt sich hier um eine spezifisch deutsche Mentalität, die nur auf eine andere Ebene verlagert worden ist.

In der SPIEGEL- Ausgabe vom 2. Juli 1990 haben Sie unter dem Titel: „ Deutschland und die Deutschen“ einen Überblick aus Ihrer Sicht über die Deutsche Geschichte gegeben.

Erlauben Sie mir zwei Punkte daraus näher zu betrachten. Auf Schleichwegen und mit argumentativer Akrobatik versuchen Sie Bismarck die Schuld für den Krieg 1870/ 71 anzulasten. Es ist ein sinnloses Unterfangen, der Krieg 1870/ 71 ist von Frankreich erklärt und begonnen worden. Es hatte bereits in den Jahren zuvor darauf hingearbeitet unter dem Stichwort: „Rache für Sadowa“ und wollte sich deutsche Gebiete einverleiben, auf die es weder historisch noch ethnisch irgendwelche Ansprüche erheben konnte. Wenn im Zusammenhang mit diesem Krieg von Provokation geredet werden kann, dann ist es das Verhalten des französischen Botschafters Benedetti in Bad Ems gegenüber König Wilhelm I. und der französischen Seite überhaupt, nachdem der Prinz von Hohenzollern- Sigmaringen bereits auf die Kandidatur für den spanischen Thron verzichtet hatte. Wenn die Veröffentlichung der Emser Depesche in verkürzter Form durch Bismarck als Kriegsgrund ausgereicht hätte, dann war die Ermordung des österreichischen Thronfolgerpaares in Sarajevo weit mehr ein Kriegsgrund, wenn man beide Ereignisse einmal ins Verhältnis setzte.

Da aber zwischen dem Krieg 1870/ 71 und dem Krieg von 1914 ein sehr enger Zusammenhang besteht, und für den Krieg von 1914 eine deutsche Kriegsschuld konstruiert worden ist, erachten es viele Historiker als notwendig, auch für den Krieg 1870/ 71 eine deutsche Schuld zu konstruieren.

Jedenfalls ist Bismarcks Vorgehen gegen Frankreich weitaus rücksichtsvoller ausgefallen als zuvor die Eroberungskriege eines Ludwig XIV. oder eines Napoléon I.

Im Verlauf des Ersten Weltkrieges ist die k. u. k Monarchie zerstört worden, und zwar durch Einwirkung von außen, nicht von innen. Es war ein Vielvölkerstaat, und kein Geringerer als der in Sarajewo ermordete Erzherzog Ferdinand wollte dieses Staatswesen reformieren. Es hätte sich zu einem Vorbild entwickeln können für das Zusammenleben deutscher, slawischer und ungarischer Völkerschaften. Persönlich sehe ich nicht ein, warum solche Feststellungen als provokativ empfunden werden müssen, im Gegenteil, sie könnten der Ausgangspunkt sein für einen Dialog zur Verständigung und zu einer besseren Ordnung und Zusammenarbeit.

Mit der Zerstörung der Donaumonarchie sind Europa und seine Geschichte ärmer geworden, die Jahrzehnte nach dieser Zerstörung haben das eindrucksvoll bewiesen.

Der zweite Punkt, den ich aus Ihrem oben genannten Beitrag herausgreifen möchte, betrifft Ihre Darstellung der NS- Herrschaft. Sie sprechen darin von einem Versagen der Generäle gegenüber Hitlers Politik und Machtanspruch. Diese Feststellung kann nicht als zutreffend angesehen werden. Im Verlauf der Sudeten- Krise hatten Admiral Canaris, General Oster und andere führende Wehrmachtsoffiziere Hitlers Entmachtung minutiös geplant, um einen Krieg zu verhindern. Führende englische und französische Politiker waren über dieses Unternehmen unterrichtet. Diesem Umsturzversuch, über den sorgfältiges Schweigen bewahrt wird, kommt wesentlichere Bedeutung zu als dem Aufstand vom
20. Juli 1944. Die großen Versager waren nicht die Deutschen Generäle, sondern die Siegermächte des Ersten Weltkrieges und ihre Vertreter, die sich Hitler oft in erniedrigender Form unterwarfen. Sehr geehrter Herr Augstein, die oben erwähnten historischen Fakten sind auch Ihnen geläufig. Warum erweisen Sie sich als Opportunist, nachdem sie oft versucht haben darzulegen, die Deutsche Geschichte sei ein einziger Opportunismus gewesen.

Die Propheten im alten Israel haben oft mit drastischen Worten und Demonstrationen Kritik geübt an historischen Entwicklungen und gesellschaftlichen Zuständen, sie haben sich aber nie dazu hinreißen lassen, den übermächtig erscheinenden Großreichen um Israel herum zur gleichen Zeit willfährig und unterwürfig zu begegnen.

Das ist der Unterschied zwischen den Propheten von damals und den Propheten von heute.

Es kann nicht bestritten werden, die kritiklose Verherrlichung insbesondere der preußisch- deutschen Geschichte hat verhängnisvolle Folgen gehabt, aber die kritiklose Verdammung war nicht weniger unheilvoll, und in der Phase unserer Geschichte befinden wir uns gegenwärtig.

Da bleibt nur die Hoffnung, es könnte ein Boden der Vernunft bereitet werden.

Mit freundlichen Grüßen gez. Heinz Drews

Die Antwort:

 

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