Lutherrose

Schreiben an die Tschechische Botschaft

Brief an Senator Dräger

Heinz Drews Hamburg, den 19. November 2002

Postfach 605475

22249 Hamburg

Herrn

Jörg Dräger

Senator für Bildung und Wissenschaft der Freien und Hansestadt Hamburg

Rathaus

20095 Hamburg

Sehr geehrter Herr Senator!

Am 6. November 2002 war ich bei dem Vortrag zugegen, den Sie am Fachbereich Erziehungswissenschaft zum geplanten Hochschulmodernisierungsgesetz gehalten haben. Ich selber studiere Geschichte an der Universität Hamburg. Dazu werde ich im Verlaufe dieses Schreibens noch einiges mitteilen.

Am Tage zuvor hatte eine Vollversammlung der Studierenden der Universität Hamburg stattgefunden, um Protest gegen das in Arbeit befindliche Gesetz zu artikulieren und zu organisieren. Im überfüllten Auditorium Maximum sollte zudem angeknüpft werden an das, was 1968 die Studierenden an den deutschen Universitäten bewegt hat, das war unverkennbar. Damit ist eindeutig die Stoßrichtung des studentischen Protestes ersichtlich.

Als Mitglied des RCDS neige ich zu einer kritischen Betrachtung der Entwicklung, die sich abzeichnet. Was die sogenannte 68er Studentenrevolte bewirkt hat, darüber kann in der politischen Gegenwart eine genaue Analyse verfertigt werden. Es ist ihnen gelungen Staat und Gesellschaft in ihrem Sinne umzuformen, vorbei an bestehenden Strukturen in Staat, Politik, Parteien und Gesellschaft. Betrachten wir das Ergebnis, dann dürfen wir feststellen: Der revolutionäre Geist von 1968 hat Deutschland dahin gebracht, wo es heute steht. Seine Vertreterinnen und Vertreter bis hin zu RAF-Sympathisanten regieren heute das Land. Etliche haben zwar in gewisser Hinsicht eine Kehrtwende vollzogen und beiläufig eine Entschuldigung ausgesprochen für Manifestationen in der Vergangenheit. Turnschuhe und zerschlissene Jeans sind abgelegt und gegen Bekleidungsstücke von beträchtlichem Wert umgetauscht worden. Aber das hat es alles nicht gebracht, mit dieser neuen Tendenz haben sie auch nur Schaden angerichtet. Es herrscht in diesen Kreisen einfach ein Hang zu einer zerstörerischen Tätigkeit. Es ist wirklich nicht meine Absicht, eine Polarisierung in der Gesellschaft zu betreiben oder ein Feindbild aufzubauen, aber das linke politische Spektrum in unserem Lande, von sozialistisch links bis sozialdemokratisch rechts, hat allen Anlass eine kritische Bestandsaufnahme für seine historischen Fehlleistungen vorzunehmen. Davon ist aber nichts erkennbar, sie schwelgen eher in einer Demonstration moralischer Überlegenheit, zu der wirklich kein Anlass besteht. Eine solche kritische Bestandsaufnahme ist unerlässlich, wenn ein Dialog der Vernunft sich Bahn brechen soll. Wenn auf den Wegen, die 1968 und danach beschritten worden sind, weiter gewandelt werden soll, dann wird die Katastrophe zur Vollkommenheit geraten. 1968 ist ein Bruch vollzogen worden mit einem gesellschaftlichen Grundkonsens, der nach dem Zweiten Weltkrieg eine Aufbauleistung bewirkt hatte, die in aller Welt Staunen und Achtung ausgelöste. Ich rede nicht von meiner Generation, ich gehöre zum Jahrgang 1937. Ich denke an die Menschen, die nach Krieg, Vertreibung, Gefangenschaft und Bombennächten die Trümmerlandschaft wieder zum Blühen gebracht haben. Diese Menschen habe ich vor Augen, und ich frage mich oft, ob die gegenwärtige Gesellschaft eine Rechtfertigung dafür besitzt, alles mit Spott und Verachtung zu übermalen. Wenn heute der Ausdruck von der heilen Welt der 50er Jahre fällt, dann ist das spöttisch und verächtlich gemeint. Nicht die staatsmännische Leistung Konrad Adenauers, nicht die wirtschafts-

und finanzpolitische Leistung eines Ludwig Erhard und eines Fritz Schäffer haben Anerkennung gefunden, sondern die Politikerinnen und Politiker, die aus ideologischen Beweggründen ein Werk der Zerstörung betrieben haben, sie stehen heute in der Beliebtheitsscala ganz oben. Mehr als dreißig Jahre haben sie benötigt, um das, was eine opferbereite Generation nach dem Zweiten Weltkrieg aufgebaut hat, aus der Verankerung zu reißen. Und die Generation, von der hier unentwegt die Rede ist, sie hatte schon reichlich gesühnt für das, was das Hitlerregime angerichtet hatte, da mussten nicht erst 1968 und danach die vielen „grünen“ Jünglinge kommen, um das einzufordern. Mit der Faschismuskeule haben sie sich ihren politischen Weg gebahnt und materiell wie ideell eine politische Trümmerlandschaft hinterlassen. Damit keine Missverständnisse aufkommen können, Faschismuskeule ist etwas gänzlich anderes als Auschwitzkeule. Auschwitzkeule ist jener unselige Begriff, den Martin Walser in die Diskussion eingeführt hat, daran werde ich mich nicht beteiligen. Die Faschismuskeule ist immer dann geschwungen worden, wenn eine brauchbare politische Alternative nicht mehr zur Verfügung stand, wenn Argumente nicht mehr gefunden werden konnten, um eine Politik zu rechtfertigen, für die es keine Rechtfertigung gibt.

Vor einigen Wochen lief in der ARD eine Fernsehserie mit dem Titel: „Hitlers Eliten“ mit der Tendenz, die wir schon seit Jahrzehnten kennen. Einflussreiche Persönlichkeiten besonders im Wirtschaftsleben hätten ihre Positionen, die sie in der NS-Zeit innegehabt hatten, nach dem Zweiten Weltkrieg in Deutschland wieder eingenommen, so wurde beklagend festgestellt. Eine gerechte Bestrafung konnte nicht erfolgen, weil der Kalte Krieg ausgebrochen war, die Deutschen mussten erst einmal in Ruhe gelassen werden, sie wurden gebraucht im Kampf gegen den Kommunismus, so lautete ein weiteres Erklärungsmuster in dieser Fernsehserie. Da entstehen zwangsläufig Fragen. Handelte es sich bei der Vergangenheitsbewältigung, wie sie Jahrzehnte nach dem Zweiten Weltkrieg einsetzte mit der politischen Zielsetzung, wie sie uns heute geläufig ist, um moralische Entrüstung oder sollte damit der politische Einfluss beschnitten werden, den Deutschland durch seine wirtschaftliche Entwicklung wieder errungen hatte? Sollte das Letztere zutreffen, dann sehen wir uns nicht einer moralischen Entrüstung gegenüber, sondern einem eiskalten machtpolitischen Kalkül, in dem den Opfern der NS-Herrschaft eine Rolle zugewiesen wird. Hitlers Herrschaft ist von internationaler Ebene aus nicht nur geduldet, sondern massiv gestützt und begünstigt worden, bis diese Herrschaft gefestigt und ohne schwerste Repressalien nicht mehr angreifbar war. Exemplarisch seien das Münchener Abkommen und der Hitler-Stalin-Pakt genannt .Chamberlain, Daladier und Molotow und die vielen anderen Chamberlains, Daladiers und Molotows, die in jenen Tagen auf nationalem und internationalem Parkett ihr Unwesen getrieben haben, sind nie zur Rechenschaft gezogen worden. Sollten diese genannten Leute wirklich mit der Entschuldigung entfliehen, sie hätten „nichts gewusst“. Sie wussten es viel besser als die geblendeten Massen mit wem sie da gemeinsame Sache machten.

Das ist grob umrissen der Standpunkt, den ich zu diesem historischen Zeitabschnitt eingenommen habe. Es soll nicht darum gehen, eine Gegenrechnung aufzumachen oder neue Anklagen zu formulieren. Es muss der Weg frei gemacht werden, damit sich Völker und Individuen auf einer anderen Ebene begegnen können, einer Ebene, die nicht einem Vergeltungsdenken unterliegt. Das war die politische Zielsetzung Konrad Adenauers, nach innen wie nach außen. Anerkannt worden ist das nie, im Gegenteil, mit der Behauptung, die Regierungszeit Konrad Adenauers sei eine Restauration der Nazi-Herrschaft gewesen, wird der Versuch unternommen, diese Zeit und ihre Leistungen zu diskreditieren. Adenauer war während der NS-Herrschaft harten Verfolgungsmaßnahmen ausgesetzt, hat sich versteckt gehalten, um dem Zugriff der Gestapo zu entgehen. Seine Frau wurde daraufhin von der Gestapo in Haft genommen und mit den in dieser Organisation üblichen Methoden dazu gebracht, das Versteck ihres Mannes zu verraten. Sie ist an den psychischen und physischen Folgen dieser Haft 1948 verstorben.

Das, was ich hier in wenigen Sätzen zu historischen Vorgängen ausgedrückt ist und die politische Überzeugung, die damit in Zusammenhang steht, hat mir viel Ungemach eingetragen. Darüber habe ich mit Ole von Beust und Dirk Fischer mehrfach einen Schriftwechsel gehabt.

Franz Josef Strauß war der letzte Bundesfinanzminister der einen Haushaltsüberschuss vorweisen konnte. 1,9 Milliarden DM waren es, etwas weniger als seine Vorgänger erwirtschafteten, aber immerhin.

Hätten Ludwig Erhard und Fritz Schäffer auch eine solche Wirtschafts- und Finanzpolitik betrieben, wie sie nach der Wiedervereinigung eingeleitet worden ist, dann wäre die Bundesrepublik Deutschland bereits am Beginn ihres Bestehens bankrott gewesen. Ein Zustand, der gegenwärtig droht. Schon dringt hämische Schadenfreude von außen über die Grenzen, vergessen ist die Zeit, wo die Deutsche Bundesbank zweistellige Milliardensummen auf den Mark geworfen hat, um Währungen vor dem Verfall zu bewahren und die Weltwirtschaft im Gleichgewicht zu halten. Das ist oft genug geschehen, über Jahrzehnte hinweg.

Im Oktober 1999 war Helmut Kohl zu Gast anlässlich einer Konferenz des RCDS in Schloss Eichholz bei Köln. In einer mehr als zweistündigen Diskussion hat Helmut Kohl einiges zum Wiedervereinigungsprozess durchblicken lassen. Die Entwicklung, die zur Wiedervereinigung geführt hat, war mit Risiken verbunden, und es hätte schnell anders kommen können, als es gekommen ist.

Das sollte nicht vergessen werden.

Die finanziellen Belastungen durch die Wiedervereinigung sind eine wesentliche Ursache für die gegenwärtige immense Staatsverschuldung. Ein Wirtschaftswunder wie nach dem Zweiten Weltkrieg hat nicht stattgefunden, weil die nötigen geistigen Voraussetzungen nicht mehr vorhanden waren. Die Menschen in Westdeutschland haben den Wiedervereinigungs-

prozess nur mit Gleichgültigkeit betrachtet. Spaß haben auf Mallorca, das lag vielen näher als Leipzig oder Magdeburg.

Die Hochschulen und die Bildungseinrichtungen in Deutschland insgesamt sind in ihrer Existenz bedroht, weil der Staat Bundesrepublik Deutschland nicht mehr im Stande ist, die nötigen finanziellen Mittel aufzubringen. Privatisierung ist jetzt das Zauberwort, von dem Zauberhaftes erwartet wird, aber die Realität ist weniger wundersam. Soll die Privatwirtschaft das leisten, wozu der Staat zunehmend unfähig ist? Die private und privatisierte Wirtschaft ringt selber nach Atemluft. Die Deutsche Telekom steht mit 64 Milliarden € in der Kreide und die letzte Bilanzeröffnung offenbarte schlappe 24 Milliarden € Defizit. Der Kapitalismus hat den Zusammenbruch des Sozialismus dazu genutzt, um sich von der hässlichen Seite zu zeigen. Die Folgen dieser Politik lassen nichts Gutes erahnen. Leistung und Leistungsbereitschaft in der Gesellschaft und an den Hochschulen seien in einem beklagenswertem Zustand, so ist allerorts zu vernehmen. Aber in diesem Wirtschaftssystem dominieren nicht Leistung und die Leistungsorientierten, es dominiert die Spekulation. Spekulatives Denken und Handeln hat noch jeder Volkswirtschaft geschadet.

Eine Share-Holder Value- Politik hätte es bei Ludwig Erhard nicht gegeben, das stand vor einiger Zeit so im „Spiegel“, und das will wirklich was heißen. Zwei und dreistellige Milliardensummen wandern über die Tische, um Übernahmeschlachten zu finanzieren, die dann einmünden in Fusionen und Massenentlassungen. Marxisten aller Schattierungen reiben sich schon die Hände, sie sehen in dieser Entwicklung eine Bestätigung der Theorien von der Akkumulation des Kapitals und der Verelendung, wie es Karl Marx in seinem Werk „Das Kapital“ ausgeführt hat. Dazu kommt dann das unsinnige Gerede von der Gleichberechtigung von Arbeit und Kapital. So etwas gibt es ganz einfach nicht. Abraham Lincoln hat das bereits klargestellt und in einem Satz umschrieben: „ Labor is prior to, and independent of , capital. Capital is only the fruit of labor, and could never have existed if labor had not first existed. Labor is the superior of capital, and deserves much higher considerarion.” Alles Kapital, sei es Geld oder Sachkapital, das im Umlauf ist, hat Arbeit als Ursprung und Geld ist der Verteilerschlüssel. Alles hängt davon ab, wie dieser Verteilerschlüssel gehandhabt wird. Eine falsche Handhabung kann Früchte härtester Arbeit zunichte machen. In einer Fernsehgesprächsrunde bei Sabine Christiansen wurde die Feststellung getroffen, es seien täglich zwei Billionen Dollar im Weltwirtschaftskreislauf unterwegs und ganze 3% davon dienten dem Warenaustausch. 60 Milliarden Dollar von 2000 Milliarden, das ist wirklich nur ein kümmerlicher Rest. Alles übrige dient der Anhäufung wirtschaftlicher Macht, soziale Belange fallen hier heraus.

Das sind, in aller Kürze dargestellt, die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen in die das neue Hochschulmodernisierungsgesetz für die Hamburger Hochschulen hineingestellt werden soll. Sollte es je beschlossen werden, dann wird es den gewünschten Erfolg nicht bringen. Die Prognose ist so einfach wie sicher. Aber vielleicht besteht sie ja zu unrecht, dann , um so besser.

Im August 1990 hatte ich einen Schriftwechsel mit einem Botschaftsrat der damaligen Ständigen Vertretung der DDR. Die Währungsunion war gerade vollzogen worden. In einem Schreiben hatte ich den Entwicklungsprozess vorgezeichnet, wie er dann tatsächlich stattgefunden hat. Das konnte vorher gewusst werden, dazu bedurfte es keiner übersinnlichen prophetischen Begabung. Die Wiedervereinigung ist politisch und wirtschaftlich gescheitert, die Politiker sind nur noch nicht soweit, um das offen einzugestehen. Seit 1990 haben zwei Millionen Menschen das „Beitrittsgebiet“ verlassen. Hunderte qualifizierter Handwerker wandern ab nach Österreich, den Niederlanden und in die skandinavischen Länder. Das einzigste, was effektiv zum Einsatz kommt, ist die Abrissbirne.

Die 68er reklamieren für sich, sie hätten bedeutsame Reformen an den Universitäten durchgesetzt, autoritäre Strukturen beseitigt und die Möglichkeit geschaffen, das Studium in seinen Inhalten freier und unabhängiger zu gestalten. Das alles ist gut und hätte viel besser sein können, wenn das, was durchgesetzt worden ist, nicht mit Ideologie befrachtet worden wäre. Einer Ideologie, die bisher den Beweis schuldig geblieben ist, als brauchbare politische Alternative dazustehen.

Das gilt in selbiger Hinsicht auch für die „Grünen“. Sie haben den Umweltschutz als Vehikel genutzt, um ideologische Zielsetzungen zu verwirklichen. Der Umweltschutz ist zu wichtig und zu bedeutsam für die Zukunft der Menschheit, er sollte nicht als Vorwand für ideologische Zielsetzungen missbraucht werden. Der Umweltschutz, so wird gerne der Eindruck erweckt, habe seinen Ursprung auf dem linken politischen Spektrum, da wäre das Umweltgewissen geschärft worden. Lange vor den „Grünen“ hatte Herbert Gruhl als CDU -Mitglied durch sein Buch „Ein Planet wird geplündert“ Aufmerksamkeit erregt. Er trat 1978 aus der CDU aus und gründete die „Ökologische Demokratische Partei“, die dann im allgemeinen Linkstrend untergegangen ist.

Die Ordinarienuniversität humboltschen Zuschnitts hat den deutschen Universitäten immer eine Spitzenstellung im Bereich der Wissenschaft und der Forschung gesichert. Daran haben die 68er nicht anknüpfen können, das war auch von vielen aus ideologischen Beweggründen

bewusst nicht gewollt.

Albert Einstein und Max Planck haben ihre Forschungsarbeiten sicher nicht auf kaufmännische Gewinn- und Verlustrechnungen ausgedehnt, und sie waren sicher auch nicht einem ständischen Denken verhaftet. Wie überhaupt die großen wissenschaftlichen und geisteswissenschaftlichen Leistungen an den deutschen Universitäten nicht einem Krämergeist entsprungen sind.

Die geisteswissenschaftlichen Fächer an der Universität Hamburg sind in ihrem Bestand gefährdet. Zusammenlegung und Abschaffung ganzer Fachbereiche ist angedacht worden. Das ist eine gefährliche Entwicklung. Die Universitäten bewegen sich zu auf eine Gesellschaft, in der nur noch materielle Wertvorstellungen Anerkennung finden und Gültigkeit besitzen. Was es bedeutet, wenn Nation, Staat und Gesellschaft sich einer materialistischen Orientierung hingeben, das kann eindrucksvoll an Ereignissen des vorigen Jahrhunderts ausgemacht werden. Die sozialdarwinistische Ausrichtung im Vorfeld des Ersten Weltkrieges in Deutschland und bei Deutschlands späteren Kriegsgegnern, die nur mühsam christlich und idealistisch verbrämt wurde. Die NS-Ideologie hat das später weiter radikalisiert und mit verbrecherischer Intensität ausgeweitet. Dazu der Marxismus mit einer von Staats wegen verordneten materialistisch- atheistischen Weltanschauung, die mit den Machtinstrumenten staatlicher Gewalt durchgesetzt und so auch aufrecht erhalten wurde.

Materielle Errungenschaften werden keinen Bestand haben, wenn die dazu nötige geistige Verfassung einer falschen Orientierung unterliegt. Selbst ethische Maßstäbe können missbraucht werden, sie verlieren aber deshalb nicht ihre Gültigkeit. Wir ändern ja auch nicht ständig Maß- und Gewichtseinheiten, weil es immer wieder Menschen gibt, die betrügerisch damit umgehen.

Zur angestrebten Reform des Bildungswesens habe ich in der Diskussion ein Modell zur Verknüpfung von beruflichen und akademischen Bildungswegen vorgeschlagen. Grob umrissen habe ich es vorgestellt in einem Schriftwechsel mit dem Vorsitzenden des CDU- Landesverbandes Hamburg, Dirk Fischer.

Abschließend noch einige Sätze zur „Bambule“. 1945 haben Frauen, als die Männer größtenteils noch in Kriegsgefangenschaft waren, den Schutt deutscher Städte mit bloßen Händen weggetragen, denn die maschinellen Erleichterungen, die heute in solchen Fällen zur Verfügung stehen, die gab es damals nicht. Wege wurden durch die Schuttmassen gebahnt, um Gleise für Loren zu verlegen. Es wurde auch nicht alles in die Gegend geworfen. Brauchbare Mauersteine wurden sorgfältig geputzt und aufgeschichtet, um als erstes Baumaterial zu dienen. Die Menschen hatten ganz einfach das Verlangen, dem Nissenhüttendasein und anderen Notunterkünften zu entfliehen. Die Bambulebehausungen ähneln sehr solchen Notunterkünften, dahin wollen offenbar etliche wieder zurück, das ist der Unterschied zwischen 1945 und 2002.

Mit freundlichen Grüßen
Heinz Drews

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