Konrad Adenauer und Rudolf Augstein Als Konrad Adenauer 1949 sein Amt als erster Bundeskanzler der Bundesrepublik Deutschland antrat, da hatte er ein Erbe übernommen wie noch keiner vor ihm in der Deutschen Geschichte. Als er 1967 vom Zeitlichen in das Ewige hinüberwechselte, da konnte Restdeutschland auf eine Erfolgsbilanz zurückblicken, wie es das in der Deutschen Geschichte noch nicht gegeben hatte. Klingt ein wenig erhaben, war aber die Realität. Gegenwärtig im Februar des Jahres 2004 sieht sich Deutschland einer anderen Realität gegenüber. Großflächig wirbt der „Spiegel“ für seine neueste Ausgabe mit der Titelgeschichte: „Deutschland eine Lachnummer“. An Wänden auf dem Gelände der Universität Hamburg oder auch in der näheren Umgebung können schon mal Sprüche gelesen werden wie: „Nie wieder Deutsachland“ oder „Deutschland verrecke“. Die deutsche Seele hat einen Hang zum Irrationalen, sie liebt das Zerstörerische und wenn es die Selbstzerstörung ist, es muss Zerstörung sein. Rudolf Augstein hat Pressegeschichte geschrieben mit einem außergewöhnlichen Ergebnis. Sein „Spiegel“ bedeutet etwas und der Ruf dieses Pressorgans wird auch außerhalb Deutschlands vernommen. Adenauer nannten sie den „Fuchs“, manche mit ein wenig Ehrfurcht, und manche mit einer schwer zu bezähmenden inneren Wut. Der „Spiegel“ war gefürchtet, er begleitete die Republik kritisch, ob diese Kritik immer das richtige Maß gefunden hat, darf bezweifelt werden. 1962 stießen Konrad Adenauer und Rudolf Augstein zusammen, dass es die Republik erschütterte. Es war die erste wirkliche Krise, die nie mehr ganz überwunden wurde. Der Anlass war eher harmlos, ein Beitrag im „Spiegel“ mit dem Titel: „Nur bedingt abwehrbereit“. Die Reaktion darauf war reichlich überzogen, oder es steckte etwas mehr dahinter, das darf auch heute noch vermutet werden. Es war der Beginn einer politischen Polarisierung in Deutschland, die später noch schärfere Formen annehmen sollte. Diese Entwicklung hätte unbedingt vermieden werden müssen. Kritik ist notwendig. Opposition wirkt prophylaktisch hat Adenauer einmal geäußert. Kritik sollte nicht auf die Vernichtung des politischen Gegenübers gerichtet sein. Deutsches Demokratieverständnis zielt oft in diese Richtung. In Amerika, das in Deutschland immer gern als Vorbild genommen wird, ist es auch nicht viel besser. Die Mittel, die dort eingesetzt werden, stoßen nicht selten an die Grenzen der Legalität. Kritik an Konrad Adenauer setzte erst richtig ein, als er nicht mehr in dieser Welt weilte. Er habe die Restauration der NS-Herrschaft begünstigt, lautete der zentrale Vorwurf. Adenauer hat während der NS-Diktatur einiges durchlitten, das als Berechtigung zum Hass hätte gelten können. Adenauer hat diesen Weg nicht beschritten, seine Politik trug versöhnlichen Charakter nach innen wie nach außen. Adenauer hat ein einseitiges deutsches Schuldbekenntnis abgelehnt. Darum konnte er dem sowjetischen Außenminister Molowtow bei den Verhandlungen 1955 in Moskau auf Vorhaltungen hin die Frage vorlegen: Wer hat eigentlich den Pakt mit Hitler geschlossen, Sie oder ich? Das Ende der 60er Jahre des vorigen Jahrhunderts brachte hier einen Wandel, und diese Linie blieb erhalten bis zur Wiedervereinigung und auch danach. Die Verständigung in Richtung in Richtung Osten, begonnen unter Willy Brandt als Bundeskanzler, gelang nicht wie die Verständigung in Richtung Westen. Ob die Wiedervereinigung eher gekommen wäre, wenn Brandt Bundeskanzler geblieben wäre ist eine Frage, die wohl unbeantwortet bleiben muss. Deutschland ist, wie in der letzten „Spiegel“ - Ausgabe vom 23 Februar 2004 anschaulich gemacht, eine Lachnummer. Diese Feststellung ist eine Verharmlosung des wahren Tatbestandes. |