Lutherrose

 

 

 

 

Neu 01

Zeitung Die Zeit

Heinz Drews Hamburg, den 1. November 1992

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2000 Hamburg 60

An die

Redaktion der Wochenzeitung DIE ZEIT

Pressehaus

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2000 Hamburg 1

Sehr geehrte Redaktion!

Vor einiger Zeit habe ich mir ein Exemplar der Ausgabe „Zeit- Punkte“ Nr. 2/1992 erworben, unter dem Titel: „Vom Reich zur Republik“. Ich habe nahezu alle darin enthaltenen Beiträge durchgelesen. Bevor ich mit einigen Anmerkungen dazu Stellung nehme, möchte ich hinweisen auf ein beigefügtes Schreiben vom 13. Juli 1991 an „Spiegel“ – Herausgeber, Herrn Rudolf Augstein, mit dem dazugehörigen Antwortschreiben vom 23. Juli 1991.

Die Beiträge in „Zeitpunkte“ zeichnen sich aus durch eine seit 1945 üblich gewordene Historienmalerei, in welcher die Siegermächte des Ersten und Zweiten Weltkrieges den Pinsel geführt haben. Stilgerecht wird weiter gemalt an diesem Geschichtsbild, entscheidende historische Ereignisse werden dabei einfach weggelassen und, wenn das nicht hilft, gefälscht.

Zu den Beiträgen in „Zeitpunkte“ greife ich zwei Punkte heraus und mache dazu einige Anmerkungen. In dem Beitrag „Die Welle trug“ ist die Feststellung zu lesen, Bismarck habe nach dem Krieg 1870/71 von Frankreich eine „horrende“ Kriegsentschädigung verlangt. Der schwammige Begriff allein ist schon verdächtig. Es waren genau 5 Milliarden Goldfranc, zahlbar in vier Jahren. Frankreich hat diesen Betrag in einem noch kürzeren Zeitraum entrichtet. Bismarck hat ausdrücklich auf die milden Friedensbedingungen hingewiesen und sinngemäß festgestellt: Hätten die Franzosen gesiegt oder würden sie in einem späteren Krieg siegen, würden sie unvergleichlich härtere Bedingungen stellen, ebensolche wie unter Napoleon I. Wörtlich hat Bismarck geäußert: „Wir würden dieselben Franzosen uns gegenüber finden, unter deren Herrschaft wir 1807 bis 1813 gelitten haben, und die uns ausgesaugt haben bis aufs Blut, - wie die Franzosen sagen: saigner á blanc , das heißt solange zur Ader lassen, bis blutleere eintritt... Das hätten wir, wenn wir nur die Staatsraison und nicht auch die christliche Gesinnung zu Rate zögen,...1871 ebenso gut tun können.“

Bismarck hat Recht behalten nicht nur, aus seiner Sicht, für die Vergangenheit, sondern auch für die Zukunft. Im Versailler Friedensdiktat, das vorwiegend auf französisches Betreiben zustande gekommen ist, hat Frankreich die bismarcksche Prophezeiung wahr gemacht.

John Maynard Keynes, der zu weltweiter Anerkennung gelangte britische Nationalökonom,

hat, während der Reparationsverhandlungen in Versailles, die britische Verhandlungsdelegation unter Protest verlassen mit der Bemerkung, hier werde neues Unheil für Europa vorbereitet. Keynes hat Recht behalten.

Die französische Politik der Gegenwart hat aus alledem keine Lehren gezogen. Frankreich will keine gleichberechtigte Partnerschaft mit Deutschland. Es strebt eindeutig nach einem Hegemoniestatus unter Rheinbundbedingungen, und die Bonner Rheinbundfürsten sind willig bereit dem stattzugeben.

Dazu habe ich ein Zitat aus „Le Figaro“ beigefügt, das am 19. 9. 1992 in der Tageszeitung „Die Welt“ veröffentlicht worden ist.1)

Einen weiteren Punkt möchte ich herausgreifen aus dem Beitrag: „Jetzt oder nie“. Darin wird behauptet, das Deutsche Reich hätte nach der am 30. Juli 1914 erfolgten russischen Generalmobilmachung weiter Verhandeln können. Das macht wenig Sinn. Jeder Verhandlungstag bei laufender russischer Generalmobilmachung, wäre einer verlorenen Schlacht gleichgekommen. Russland hat auch so, trotz des geringen Vorsprungs, der ihm durch das deutsche Ultimatum verblieben war, Ostpreußen in den ersten Kriegswochen nahezu überrannt.

Im Verlauf des Ersten Weltkrieges haben Möglichkeiten zu einem vernünftigen Friedensschluss bestanden. Er ist durch die Maximalfoderungen auf beiden Seiten verhindert worden. In Deutschland haben nicht nur die militärische Führung versagt, sondern auch der Reichstag. Schließlich haben die Alliierten ihre Maximalforderungen durchgesetzt mit dem bekannten Ergebnis.

In Anlehnung an das Schreiben vom 30. Dezember 1991 an die ZEIT- Redaktion, möchte ich auf folgende beigefügte Schreiben hinweisen:

-Schreiben an die Argentinische Botschaft vom 6. Juni 1992.

-Schreiben jeweils vom 22. Juni 1992 an die Argentinische Botschaft und an die Botschaft der USA.

Mein Schreiben vom 30. Dezember 1991 an die ZEIT- Redaktion ist unbeantwortet geblieben. Warum wohl?!

Mit freundlichen Grüßen gez. Heinz Drews

1) Das Zitat aus „Le Figaro“, das in der Tageszeitung „Die Welt“ am 19. September 1992 veröffentlicht wurde, lautet so:

„Deutschland wird zahlen, sagte man in den 20er Jahren. Deutschland zahlt heute. Maastricht, das ist der Versailler Vertrag ohne Krieg“.

Redaktion der Wochenzeitung DIE ZEIT: Antwort

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